Auf einen Espresso mit Franziskus
HirtenhundDas Leben ist kein Ponyhof. Aber die Kirche vielleicht eine Espresso-Bar. Zumindest, wenn es nach Franziskus geht. Denn auf seinen vielen Reisen überrascht der weiße Mann immer wieder mit seiner Vorliebe fürs Schwarze. So auch wieder bei seiner letzten Reise nach Luxemburg und Belgien, wo er nicht nur spontan und ungeplant bei einem Jugend-Festival auftauchte, sondern wo er unterwegs zwischen zwei Terminen seine Kolonne anwies, bei einer Espresso-Bar Halt zu machen, um quasi an den Rändern des kulinarischen Orbits Kirche erlebbar zu machen. Oder auch, um einfach mal wieder unter normale Leute zu kommen, angesichts der allüberall königlichen, präsidialen oder gesalbten Häupter in seinem Reiseplan.
Sehnsucht nach Normalität
Gut möglich, dass er sich auch jetzt in den laufenden Synoden-Beratungen manchmal zurück in die Bar wünscht oder heimlich an seinem iPad vor ihm herumgoogelt, in welchem römischen Bistro er denn rasch und unbehelligt einen Absacker nehmen kann. „Papa’s Café“ nahe des Pantheons hat leider „dauerhaft geschlossen“, lese ich. Unmittelbar daneben verspricht allerdings die Pizzeria „Da Francesco“ Herzhaftes „in einem unauffälligen, traditionsreichen Restaurant“. Paparazzi, aufgepasst – das klingt nach einem Geheimtipp zum Papst-Watching in den nächsten Wochen. Oder wie sonst sollte man die Aussage von Franziskus auf dem Rückflug aus Belgien – „Das mit der Bar war ein Scherz. Der nächste geht in eine Pizzeria“ – deuten?
Zwischen Pizzeria und Kirchenpolitik
Ein Papst auf Abwegen, könnte man also sagen. Und wer würde es ihm verdenken, angesichts der intensiven Tage, die vor ihm liegen. Vielleicht bringt ihn die Zeit unter normalen Menschen auf andere Gedanken – und vielleicht erkennt er: Auch wenn sich die Espresso-Bars in Italien, Belgien, im Kongo, Argentinien oder sonst wo deutlich unterscheiden, das Getränk bleibt doch überall das gleiche. Übersetzt: Eine Kirche der unterschiedlichen Geschwindigkeiten mit unterschiedlichen regionalen Ausprägungen ist möglich – solange der ausgeschenkte, Pardon, ausgegossene Geist überall derselbe ist. Ein Kirchenreformkonzept à la Papa, auf eine Tischdecke oder einen Bierdeckel gekritzelt. Nicht undenkbar.
Ein besonderer Namenstag
Übrigens ist am 4. Oktober Welttierschutztag und Namenstag des Papstes. Da gibt es zahlreiche Tiersegnungen im ganzen Land. Auch in Wien. Möglich, dass sich Franziskus da blicken lässt. Im Nightjet wird immerhin ein Frühstück mit Espresso serviert. Wenn er fährt. Und in der Pizzeria „Da Francesco“ im 21. Bezirk sind Hunde erlaubt. Ich werde ihn erwarten.