Wenn der Pfarrer an der Tür klopft

Hausbesuch
Ausgabe Nr. 12
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
Pater Florian bittet „um offene Herzen“ und „offene Wohnungen“. ©LightFieldStudios
Einladende Kirche: Pfarrer Calice sucht mit der Pfarre St. Rochus den Kontakt zu den Menschen. ©Stefan Kronthaler

Erfahren Sie über die Hausbesuchsaktion in der Fastenzeit, in der sich die Türen und Herzen für tiefe Gespräche über Glaube, Zweifel und die Rolle der Kirche im Leben der Menschen öffnen.

E in verregneter Nachmittag Mitte März in der Fastenzeit. Pfarrer Pater Florian Calice CO und ich beginnen die Hausbesuchsaktion mit einem Gebet in der Pfarrkirche. Pater Florian bittet „um offene Herzen“ und „offene Wohnungen“. Es geht los, jeweils mit dem Lift in das oberste Stockwerk. Wenn jemand geöffnet hat. Einmal läuten wir vergeblich bei 18 Wohnungsinhabern an. Eine wahre Geduldsprobe. Schließlich kommen wir an diesem Nachmittag doch in die meisten Häuser. Die Menschen, die öffnen, sind entweder sehr freundlich und nehmen das Geschenk der Pfarre, ein Magnet-Bild des „Barmherzigen Jesus“, entgegen oder sie lehnen höflich ab. Oft sind dies eher jüngere Frauen. Die älteren Menschen sind freundlich und oft interessiert. Ich darf die Einladung für den Alphakurs, der in der Pfarre stattfindet, überreichen, diese Einladung wird gerne angenommen. Außerdem haben wir einen neuen Folder mit den wichtigsten Infos über die Pfarre mit, um ihn Interessierten zu übergeben.

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Zum Höhepunkt dieses Nachmittags wird eine Begegnung mit einem älteren Ehepaar. Die Frau bittet uns in das Wohnzimmer und erzählt, dass sie in den letzten Jahren von starken Glaubenszweifeln geplagt werde. „Warum lässt der gute Gott so viel Leid auf der Welt zu?“, fragt sie. Und: „Hilft das Bitt-Gebet?“, will sie wissen. Der Ernstfall ist eingetreten. Pater Florian liefert keine theologische Erklärung, sondern er erzählt von Juden, die in den Konzentrationslagern aufgrund dieser Leid-Erfahrung entweder Atheisten oder Gläubige wurden.

„Die Hausbesuchsaktion führen wir jedes Jahr in der Fastenzeit durch, seitdem ich die Pfarre 2009 übernommen habe“, erzählt Pfarrer Calice: „Nur 2020 mussten wir sie frühzeitig wegen des Lockdowns abbrechen.“ Das Anliegen dieser Aktion? „Zum einen wollen wir in den Gläubigen das Bewusstsein wecken, dass wir als Pfarre für ein bestimmtes Territorium verantwortlich sind, d. h., dass es unsere Aufgabe ist, alle in unserem Gebiet wohnenden Menschen mit der Kirche und ihren Schätzen, angefangen vom Glauben an das Evangelium bis hin zu den Sakramenten und der Gemeinschaft der Glaubenden bekannt zu machen“, zählt Pater Florian auf: „Deshalb laden wir an einigen Wochenenden alle Gottesdienstmitfeiernden dazu ein, sich der Aktion anzuschließen.“ Heuer hatte die Pfarre „nur“ 32 Helferinnen und Helfer, die sich an den Besuchen beteiligten. Die Erfahrungen des Pfarrers bei diesen Besuchen? „Es gibt immer wieder Menschen, die großes Interesse an einer Begegnung haben, aber von sich aus nicht den Schritt setzen, einen Priester anzusprechen oder an einem Angebot teilzunehmen. Ohne diese Besuche würden wir nie in Kontakt mit ihnen kommen“, betont Calice. Er bemerkt „eine grundsätzliche Offenheit vieler Menschen, ein religiöses Zeichen, ob Medaille oder Bild bzw. eine Einladung, anzunehmen“. Daher ist die Aktion „eine große Chance, mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen bzw. ihnen die Kirche ein wenig näherzubringen“. Zugleich stellt er bei der Besuchsaktion fest, dass sich einige Menschen von Kirche und Glaube gänzlich abgewendet haben bzw. vielleicht noch nie einen Zugang dazu hatten. „Umso wichtiger ist es, dass wir immer wieder versuchen, sie anzusprechen“, sagt Pfarrer Calice.

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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