Von George Clooney zu Prinz Harry

Ausgabe Nr. 2
  • Hirtenhund
Autor:
©iStock/JZHunt

Nichts als die Wahrheit – laufend kommen in diesen Tagen Enthüllungsbücher auf den Markt.

Das Jahr fängt nicht gut an. Ich rede nicht von neuen C-Mutationen, nicht von fehlendem Pistenschnee. Ich rede von meiner Kirche. Und von jenem Gänserich, der nach den langen Jahren an der Seite Benedikts nun meint, endlich divaesk loswatscheln und „Nichts als die Wahrheit“ (so der angekündigte Titel des Buches von Georg Gänswein) verkünden zu müssen. Etwa, dass Papst Franziskus meine, „dass Demütigungen mir guttun würden“, dass er sich nurmehr als „halbierter Präfekt“ fühle, dass ihn manches Verhalten von Franziskus „schockiert und sprachlos“ mache etc. Kurz: Es ist ein Trauerspiel. Fast könnte man angesichts der aktuellen vatikanischen Performance meinen, der liebe Gott persönlich sei aus seiner Kirche ausgetreten. Und könnte man es ihm verübeln?

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Wie Georg Gänswein, so saß bzw. sitzt auch Prinz Harry seit Jahren auf der Reservebank. Und wie Gänswein, so scheint auch dem abtrünnigen Prinzen der römische Kragen geplatzt zu sein, so dass er zur Feder griff und nun seine Memoiren unter dem Titel „Spare“ (Reserve) veröffentlicht. Auch diese haben es in sich, wie ich lese: Von einem Feldzug gegen den eigenen Bruder ist die Rede, von einer Abrechnung mit der eigenen Familie. Haben die beiden Autoren einander gar gegenseitig die Feder geführt? „Ich will meinen Vater zurück“, schreibt Harry. Oder Gänswein? Dass die Fangemeinde der Windsors weiter schrumpft, ist anzunehmen; dass die kirchliche Anhängerschaft angesichts des katholischen Bodenpersonals schrumpft, ist fix. Rekordverdächtige 90.808 Schäfchen haben im vergangenen Jahr ihre Hirten (und deren Hunde) verlassen. Was weder Groer (44.000) noch Krenns Bubenstreiche (45.000) oder das Aufbrechen der Missbrauchskrise 2010 (87.400) geschafft haben, schaffen nun Teuerung, Finanznot und die allgemeine kirchliche Entwöhnung seit/durch/nach Corona. Übrigens: Selbst wenn Gott unter den Ausgetretenen sein sollte – ich werde bleiben. Seinem Bodenpersonal und allem zum Trotz.

Bleibt die Frage: Wohin mit Don Giorgio, dem George Clooney des Vatikans? In seiner deutschen Heimat geht man davon aus, dass sich der halbierte Präfekt nun endgültig aus dem Rennen um einen der vakanten Bischofsstühle genommen hat. Was aber tun mit ihm? Leiter einer Katholischen Akademie? Seelsorger in einem Münchner Altenheim? Oder gar auf einen zur Ablöse stehenden österreichischen Bischofsstuhl? Moment. Das wäre ja W… ach herrje. Wie gesagt, das Jahr fängt nicht gut an.

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