Segnung gleichgeschlechtlicher Paare

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 2
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©Der SONNTAG

Der Hirtenhund "bellt" über vatikanische Peinlichkeiten.

Vatikanische Dokumente schützen sich bekanntlich durch mehrere Riegel vor der Lektüre normal- sterblicher Katholiken. Impedimenta eben, zu Deutsch „Hindernisse“. Durch einen lateinischen Titel, durch eine sperrige Sprache und zuletzt durch einen Inhalt, der oftmals wie von einem anderen Stern erscheint. So auch die Erklärung „Fiducia supplicans“, die „Bitte um Segen“ (wörtlich: „flehendes Vertrauen“). Kurz vor Weihnachten kam sie aus heiterem Hetero-Himmel hernieder. Es geht darin um eine Ausweitung des Segensbegriffs, der damit auch die Möglichkeit umfasst, „Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare segnen zu können“. Es handelt sich dabei um einen Spagat: die Einhaltung klassisch-katholischer Ehelehre bei gleichzeitiger nachholender Legitimierung einer Segenspraxis, wie sie zumindest in unseren Breiten schon lange, wenngleich oftmals unter dem Radar, gelebt wird.

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So weit, so bekannt. Doch nun hat Rom bzw. der zuständige Glaubenswächter, Kardinal Fernández, nachgelegt und erläutert, wie das unaussprechliche Dokument zu verstehen sei. Höchst aufschlussreich und geradezu unterhaltsam gestalten sich die Passagen mit den Umsetzungsbestimmungen für die nun erlaubten Segnungen. Diese sollten nämlich nur sehr kurz sein – „es ist eine Angelegenheit von 10 oder 15 Sekunden“, schreibt Fernández – und natürlich keine rituelle Form annehmen, weil dies ja sonst an eine offizielle kirchliche Adelung der unanständigen Situation erinnern könnte. Auch sollten sie nicht an einem wichtigen Ort im Kirchengebäude oder vor dem Altar stattfinden. Wie könnte also eine solche Segensfeier konkret aussehen, die den „Vaticani impedimenta“ – den vatikanischen Peinlichkeiten – entspricht?

Hier ein Vorschlag:  „Liebe homosexuell empfindende Paare! Euch ist sicher klar, dass euer Lebenswandel komplett irregulär ist. Dennoch schenken wir euch in unserer Güte und Barmherzigkeit einen Moment des Segens. Diesen dürft ihr am kommenden Montag zwischen 6:30 und 6:45 Uhr im Stephansdom am Abgang zur Gruft entgegennehmen. Bitte lasst euch nicht vom Reinigungspersonal irritieren, das vernehmlich staubsaugt. Auch kann es zu akustischen Beeinträchtigungen durch einen Hochfrequenztest an unserer Orgel kommen. Bitte tragt außerdem weder Anzug noch Brautkleidung. Auch der segnende Priester wird in Zivil erscheinen, um dem ungezwungenen Charakter der Situation zu entsprechen. Zeitfenster von maximal einer Minute für die gesamte Feier können ab sofort online gebucht werden. Wir freuen uns auf eine Begegnung in Wertschätzung.“ 

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