Ordensbeitritt nach Schicksalsschlag

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 38
  • Spiritualität
Autor:
Barbara Schedl und ein Ritter aus dem Orden
"Ein tiefes religiöses Leben kannte ich nicht“, sagt die Kunsthistorikerin Barbara Schedl, die nach einem Schicksalsschlag dem Ritterorden beitrat. ©kathbild.at/Rupprecht
Rotes Jerusalemkreuz
Für den Ritterorden hat das Jerusalemkreuz eine besondere Bedeutung. ©Gemeinfrei

Barbara Schedl, 60, ist seit 2019 Ordensdame im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Mit ausschlaggebend für den Ordensbeitritt waren die Krankheit und der Tod ihrer Cousine, deren Glauben sie tief beeindruckt hat.

Dem Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem – oft wird salopp von den „Grabesrittern“ gesprochen – gehören weltweit rund 30.000 Laien und Geistliche an.

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Der Ritterorden unterstützt seine Mitglieder in Österreich

Der Orden hat die Aufgabe, Menschen im Heiligen Land zu unterstützen. In den zwölf Gruppen in Österreich, auch Komtureien genannt, unterstützt der Orden die rund 600 Mitglieder in ihrem spirituellen Leben. Von 20. bis 22. September feiert die Statthalterei ihr großes Ordensfest, die sogenannte Investitur, in Klosterneuburg. Hier ist Barbara Schedl Ordensdame.

Vom katholischen Haushalt zur Ordensdame

Frau Schedl, dass Sie einmal Dame bei den Grabesrittern sein würden, hätten Sie sich vor einigen Jahren nicht gedacht. Sie kannten die Grabesritter nicht näher.

Ich bin in einem bürgerlichen Haushalt groß geworden, in dem man – wie man so schön sagt – ‚typisch wienerisch katholisch‘ war. Wir sind zu den großen Feiertagen in die Kirche gegangen, ich war auch in der Klosterschule, aber ein tiefes religiöses Leben kannte ich nicht. Ich habe Kunstgeschichte studiert und bin dabei thematisch im Mittelalter hängen geblieben. Im Zuge dessen habe ich mich intensiv mit Klosterarchitektur beschäftigt, mit der Lebensform in den Orden und wurde dabei auch ziemlich bibelfit. Die Grabesritter waren mir dadurch bekannt unf näher kennengelernt habe ich sie über meine Forschungsarbeiten zur Wiener Stephanskirche. Ich wurde zunächst eingeladen, ein-, zweimal Veranstaltungen der Grabesritter zu besuchen. 

„Meine Cousine hat einen festen Glauben entwickelt.“ 

Persönliche Schicksalsschläge: Der entscheidende Moment für den Eintritt in den Ritterorden

Ausschlaggebend für Ihren Eintritt in den Orden war darüber hinaus ein tragisches Ereignis, das Sie tief erschüttert hat. 

Meine Cousine ist nach einer furchtbaren Diagnose gestorben. Sie war so ein guter, wertvoller und lebenslustiger Mensch. Während es ihr schlecht gegangen ist, hat sie eine irrsinnige Stärke und einen festen Glauben entwickelt. Für mich war es zwar schrecklich zu erleben, wie sehr sie leidet, gleichzeitig fand ich es jedoch bewundernswert, wie sie damit umgeht. Sie lag leidend im Krankenbett und war doch besser drauf als alle um sie herum. Das hat für mich den Ausschlag gegeben, mich stärker mit dem Glauben und mit dem Orden der Grabesritter auseinanderzusetzen.

Der Integrationsprozess im Ritterorden

Auf einmal ging alles ganz schnell: Ich wurde gefragt, ob ich Kandidatin sein will und habe den Vorbereitungskurs begonnen. Dort lernt man über das Leitbild und die Satzungen des Ordens, und es wird geschaut, ob man hineinpasst beziehungsweise ob der Orden zu einem passt. 

Ordensleben: Gemeinschaft und Spiritualität im Alltag

Ihre Aufnahme war 2019, seitdem gehören Sie zur Komturei Klosterneuburg. Wie gestaltet sich das Ordensleben konkret?

Wir treffen uns einmal im Monat. Am Dienstagabend besuchen wir die Heilige Messe im Stift Klosterneuburg – wir alle tragen dabei den Ordensmantel über unserem Gewand. Nach einem gemeinsamen Abendessen gibt es meistens einen Vortrag zu einem gesellschaftspolitischen Thema. Ich merke, wie mir die Gemeinschaft Kraft und Geborgenheit gibt. Ich fühle mich dort aufgehoben. Man hilft einander, hört einander zu. Aber natürlich muss man auch bereit sein, selbst in die Gemeinschaft zu investieren. Nicht immer fällt es mir leicht, mich auf den Weg zu machen. Aber es zahlt sich jedes Mal aus. 

„Ich merke, wie mir die Gemeinschaft Kraft und Geborgenheit gibt.“ 

Unterstützung für das Heilige Land: Die globale Mission des Ritterordens

Die Grabesritter sind eng mit dem Heiligen Land verbunden und unterstützen die dortigen Christen. Was bedeutet Ihnen diese Verbundenheit persönlich?

Diese Verbundenheit ist mir sehr wichtig. Die Christen vor Ort materiell zu unterstützen, indem wir die Priester bezahlen oder soziale Projekte finanzieren, ist eine wesentliche Aufgabe des Ordens. Das Heilige Land mit den christlichen Stätten ist für unseren Glauben essentiell. 

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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