Kirche als Vorbild: Nachhaltiges Wirtschaften

Kirche als Unternehmen
Ausgabe Nr. 2
  • Österreich
Autor:
Christian Friesl
Der Pastoraltheologe arbeitet in der Industriellenvereinigung. ©Institut für Pastoraltheologie

Entdecken Sie, was Kirche und Wirtschaft voneinander lernen können. Professor Christian Friesl über die Verbindung von Ethik, Nachhaltigkeit und verantwortungsvollem Wirtschaften.

Die Österreichische Pastoraltagung, an der jedes Jahr mehrere hundert Interessierte aus dem ganzen deutschen Sprachraum im Salzburger Bildungshaus St. Virgil teilnehmen, stand heuer vom 11. bis zum 13. Jänner unter dem Motto „Gutes Leben – Verantwortungsvolles Wirtschaften.“ Zum einen ging es um das Wirtschaftssystem und die Ansprüche der katholischen Soziallehre, zum anderen um die Kirche als Arbeitgeberin und Unternehmen. Schließlich wurde noch über die Führungskompetenz und die aktuellen Ansprüche im Personalmanagement nachgedacht. Universitätsprofessor Christian Friesl, er sprach bei der Pastoraltagung, erläutert gegenüber dem SONNTAG das Verhältnis zwischen Kirche und Wirtschaft: Was beide voneinander lernen können und welche Rolle die Ethik in diesem Zusammenhang spielt.

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Was kann Kirche von der Wirtschaft lernen und umgekehrt?


CHRISTIAN FRIESL: Es kommt darauf an, von welcher Wirtschaft und welcher Kirche wir sprechen. Von Unternehmen kann man wahrscheinlich Strategie, Planung und Erfolgsorientierung lernen. Von der Kirche kann man lernen, wie man eine traditionsreiche „Marke“ und Mission über die Jahrhunderte lebendig hält, auch wenn das unterschiedlich gut gelingt, wie wir wissen.

„Nachhaltigkeit“ und „Schöpfungsver-antwortung“ sind in diesen Monaten gleichsam „in“. Wie sieht christliches Wirtschaften aus? 


Ich weiß nicht, ob es „christliches Wirtschaften“ gibt, aber Fakt ist, dass Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung eine immer wichtigere Rolle in der Wirtschaft spielen. Das gilt für die ökologische Transformation, die immer mehr Unternehmen als Chance erkennen. Das gilt aber auch für die soziale Dimension von Nachhaltigkeit: Die Verantwortung für die Lieferketten wird in Europa gerade intensiv diskutiert. Und im Personalbereich – Stichwort Fachkräftemangel – erleben wir gerade, dass Unternehmensklima, Mitarbeiterbindung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie wachsende Bedeutung haben.
 

„Ethik und Soziallehre 
unterstützen verantwortungsvolles Wirtschaften.“


Christian Friesl

Welche Rolle spielt die Ethik in diesem Zusammenhang?  


Es gibt eine Reihe von Konzepten, die die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen als gesetzliche Verpflichtung oder als wirtschaftlichen „Business Case“ sehen. Ich bin aber überzeugt davon, dass Ethik und christliche Soziallehre verantwortungsvolles Wirtschaften unterstützen. Das gilt für die Ebene des Wirtschaftssystems und beispielsweise soziale Fragen. Das gilt aber auch auf der Ebene von Unternehmen und ihrer alltäglichen Arbeit. Zum Beispiel halte ich zeitgemäße Führungsarbeit ohne soliden ethischen Background für unmöglich. 

Wie schafft die Kirche den Spagat zwischen ihrer Rolle als Arbeitgeberin sowie Unternehmen und dem biblischen Auftrag? 


Ich sehe da keinen Spagat. Der biblische Auftrag bedeutet ja, dem Evangelium in der jeweiligen Zeit zum Durchbruch zu verhelfen. Dazu braucht die Kirche angemessene Formen von Pastoral, Diakonie und Liturgie, aber auch Kommunikation und Organisation. Eigentlich verlangt also der christliche Auftrag nach einer unternehmerisch gut aufgestellten Kirche, inklusive dem richtigen Personal und den notwendigen Ressourcen.
 

Sie haben viele Jahre den Bereich „Bildung und Gesellschaft“ in der Industriellenvereinigung geleitet. Worum geht es da konkret?  


Die Industriellenvereinigung nimmt ihre gesellschaftspolitische Verantwortung wahr und engagiert sich in vielen Themen, die den Unternehmen und der Gesellschaft nutzen. So befasst sich ein Schwerpunkt mit Ideen und Vorschlägen für bessere Bildung in Österreich. Ein zweites Beispiel sind die Themen Fachkräftezuwanderung und Integration, auch für Unternehmen wie Gesellschaft wichtig. Ebenso wie die Frage, wie die gesellschaftliche und ökonomische Gleichstellung von Frauen erreicht werden kann. Es geht also um Zukunftsfragen, die uns alle betreffen.

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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