Habe ich als Frau einen Platz in der Kirche?

Bigi Hafner
Ausgabe Nr. 8
  • Soziales
Autor:
Bigi Hafner
Als Myrophorin wirken zu können, erfüllt Bigi Hafners Leben. ©privat
Salbung mit Nardenöl
Stärkend: Myrophorinnen salben mit Nardenöl. ©privat

Entdecken Sie die inspirierende Geschichte von Bigi Hafner. Sie glaubt an eine priesterliche Berufung auch als Frau. Mehr über ihren spirituellen Weg.

Als Jugendliche liest Bigi Hafner ein Buch über einen Priester, der als Missionar nach China geht. Für sie ist klar: Auch ich habe eine priesterliche Berufung. Lange kämpft sie damit, dass sie in der katholischen Kirche als Frau nicht Priesterin werden kann.

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Bigi, dein Umfeld hat dir nahegelegt, evangelisch zu werden, um dort Pfarrerin sein zu können. Warum hast du das nicht in Erwägung gezogen?

Das Katholische ist meine Heimat. Die wollte ich nie verlassen. Ich wollte zunächst auch nicht Pastoralassistentin werden und bin ganz andere Wege gegangen. Schließlich spürte ich, dass ich mit Menschen arbeiten will und dass das doch  mein Weg sein könnte. Ich war lange Pastoralassistentin und arbeite seit einigen Jahren im Pastoralamt. 

Und du hast deine Berufung zur ‚Myrophorin‘ entdeckt. Was hat es damit auf sich?

Das Myrophorin-Sein ist das Ergebnis einer Suche, die mich fast mein ganzes Leben begleitet hat. Es ist die Antwort auf meine Frage, welchen Platz ich als Frau in der Kirche haben kann. 

Wegweisend war für dich die Begegnung mit Johannes Fichtenbauer, dem damaligen Ausbildungsleiter der Ständigen Diakone.

Er hat schon lange überlegt, ob es nicht ein Pendant zum Diakonat für Frauen braucht. Uns war beiden klar, dass das biblisch begründet sein muss. Ich bin dann auf ein Büchlein über Maria Magdalena gestoßen, die in der Ostkirche als ‚Myrophorin‘, das heißt übersetzt ‚Salbölträgerin‘ verehrt wird. Zusammen mit anderen Frauen ist sie am Ostermorgen mit Salböl zum Grab gekommen. Da dachte ich: Ja, das ist es doch eigentlich. Hier sind Frauen an sehr prominenter Stelle. So eine Myrophorin möchte ich auch sein. Mit Maria Magdalena klopft mein Herz im gleichen Takt. So wie sie möchten ich und die Frauen, die sich dem Kreis der Myrophorinnen angeschlossen haben, Jesus nachfolgen. Ein zweites Bild, das uns wichtig ist: Maria Magdalena hat beim Kreuzweg Jesu  ausgeharrt. Das möchten wir auch tun: Wenn es Menschen schwer haben, stehen wir ihnen bei. Wir wollen Hoffnung bringen. Das tun wir in den alltäglichen Begegnungen, das tue ich bei meiner Arbeit in den Pfarren oder als Begräbnisleiterin.   

Wichtig ist euch das Salböl, das ihr tatsächlich immer bei euch habt.

In der Bibel lesen wir von der Frau, die Jesus mit dem Nardenöl salbt, um ihn zu stärken. Auch wir verwenden dieses Nardenöl. Wenn ich jemandem begegne, dem es schlecht geht und es passend ist, frage ich, ob ich diese Person an der Stirn oder an den Händen salben darf. Dabei spreche ich ein freies Segensgebet. Wie stärkend das sein kann, haben wir vor zwei Jahren erlebt, als die Seminarräume am Hof einer Frau aus unserem Kreis abgebrannt sind. Wir sind zu ihr gefahren, haben sie gesegnet und gesalbt und sie hat wieder Mut geschöpft und entschieden, die Räume zu renovieren.

„So wie Maria Magdalena möchten ich und die Frauen, die sich dem Kreis der Myrophorinnen angeschlossen haben, Jesus nachfolgen.“


Bigi Hafner 

Ihr seid eine Gruppe von zehn Frauen und trefft euch seit 2009. Wie sieht euer Gemeinschaftsleben aus?

Wir kommen monatlich für ein paar Stunden zusammen, beten gemeinsam und tauschen uns aus. Dazu kommen unsere Gemeinschaftstage und der Festtag der heiligen Maria Magdalena, den wir am 22. Juli feiern. 

Autor:
  • Sandra Lobnig
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