Klimaschutz bringt die Religionen zusammen

Input der Zukunftsallianz
Ausgabe Nr. 24
  • Soziales
Autor:
Machen wir’s möglich: Einigkeit für die gemeinsame Sache, zumindest in Fragen der Nachhaltigkeit. ©Katharina Fröschl-Roßboth

Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft verlangt breiten Dialog über alle Religionen hinweg. Die Zukunftsallianz hat dazu Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften um ihren Beitrag zum Thema Klimaschutz gebeten.

Die Klimakrise, anhaltende Kriege in Europa und zunehmende soziale Ungleichheiten belasten die Menschen in Österreich stark. Diese Herausforderungen lassen viele besorgt in die Zukunft blicken. Gleichzeitig sind rund 75 Prozent der Menschen in Österreich gläubig und suchen in ihrem Glauben Kraft und Hoffnung.

Religion und Klimaschutz

Die vom Klimavolksbegehren initiierte Zukunftsallianz hat sich das Ziel gesetzt, Ideen aus der Mitte der Gesellschaft zu sammeln, um positive Visionen für eine lebenswerte Zukunft zu finden. Dazu zählen auch die Glaubensgemeinschaften in Österreich, die das Vorhaben unterstützen: die römisch-katholische Kirche, die evangelische Kirche, die islamische Glaubensgemeinschaft, die buddhistische sowie israelitische und hinduistische Religionsgesellschaft. Für die römisch-katholische Kirche ist die Schöpfung immer schon zentral gewesen: „Unser Glaube zeigt uns, dass es möglich ist, umzukehren, wenn ein Weg in die Irre führt“, zeigte sich Markus Gerhartinger, Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien, überzeugt. 

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Verantwortung für den Klimaschutz

"Die Kraft dieses Glaubens setze in Bewegung, schenke Hoffnung und eine positive Vision der Zukunft“, so der katholische Umweltbeauftragte. „Gemeinsam wollen wir verhärtete Fronten in Debatten lösen, Hoffnung geben und Brücken für eine gemeinsame Zukunft bauen“, sagte Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche. „Die Menschen sind bereit und angehalten, einzeln wie strukturell Verantwortung für den Erhalt der guten Schöpfung zu übernehmen“, so der Bischof. (Siehe auch Statements unten) 
 

Bewahrung der Schöpfung als Dialogauftrag

Christian Kdolsky ist Sprecher der Zukunftsallianz und kann diesem Einsatz viel abgewinnen: „Mit dem Schulterschluss der Religionsgemeinschaften für unsere Zukunftsallianz wird ein starkes Zeichen gesetzt. Der gemeinsame Wille, unser Leben und das der nächsten Generationen positiv zu verändern, eint alle. Wir freuen uns, dass damit ein breiter und inklusiver Dialog quer über alle Religionen hinweg ermöglicht wird und so ein Zukunftsplan der Bevölkerung entstehen kann.“

Ein Auftrag unseres Glaubens

"Die Bewahrung der Schöpfung ist ein Auftrag unseres Glaubens, weil Gott uns diese Erde anvertraut hat. Dabei geht es um den Schutz unserer Berge, Wälder und Wiesen, um unsere vielfältige Tierwelt sowie auch das Wohlergehen der Menschen. Durch die Klimakrise ist die Schöpfung in Gefahr. Die Zukunftsallianz ist eine Chance, gemeinsam etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und eine positive Zukunft zu schaffen."

 

- Markus Gerhartinger, Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien.

Die Zukunft unter Gottes Segen

"Die Freude über Gottes Liebe zur Schöpfung und über Jesu Christi Zusage, dass das Reich Gottes mitten unter uns Gestalt gewinnt, ermutigt in Zeiten der Klimakrise. Sie macht erfahrbar, dass die Zukunft unter Gottes Segen steht. Die Menschen sind befreit und angehalten, einzeln wie strukturell Verantwortung für den Erhalt der guten Schöpfung zu übernehmen."

 

- Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnis. 

Die Erde nicht ausbeuten

"In Zeiten des Klimawandels lohnt es sich, wie in allen menschengemachten Krisensituationen, einen Blick in die Tora zu werfen. Eine zentrale Säule der jüdischen Ethik besteht bekanntlich darin, unser Tun und Handeln nicht an den expandierenden Grenzen der praktischen Machbarkeit, sondern an den Eckpfeilern von Verantwortung, Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit auszurichten. Nicht die Erde „Untertan zu machen“, um sie zu beherrschen und auszubeuten, sondern sie zum Ziel und Zweck der zivilisatorischen, praktischen und zu jeder Zeit werteorientierten Weiterentwicklung zu nutzen, ist gemäß der jüdischen Tradition der hiermit gemeinte Auftrag an die Menschheit."

 

- Schlomo Hofmeister, Gemeinderabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft.

Umweltschutz als Verpflichtung

"Unser Ziel ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Umweltschutz mehr als nur eine ökologische Notwendigkeit ist. Es ist ein moralisches Gebot und eine spirituelle Verpflichtung. Unser Glauben geht Hand in Hand mit der Pflicht, aktiv zu handeln und positive Veränderungen herbeizuführen. Nicht nur auf oberster Ebene, sondern auch in unserem täglichen Leben, in unseren Gemeinden, den Zentren unseres sozialen Lebens."

 

- Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft.

Wechselseitige Bedingtheit

"Der Buddhismus kennt keinen Schöpfergott, da das buddhistische Weltbild von wechselseitiger Bedingtheit und untrennbarer Verbundenheit von allem mit allem ausgeht. Schon daraus ergibt sich eine große, nicht delegierbare Eigenverantwortung für all unser Handeln. Es geht darum, zu erkennen, wie die Dinge wirklich sind und um einen wertschätzenden Umgang von und mit Mensch, Tier und Natur. Wichtige Mittel dafür sind Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen und ein konstruktiver Dialog. Die komplexen Herausforderungen, vor denen wir stehen, brauchen für ihre Lösungen sehr viel Wissen, Geduld, Empathie und Wohlwollen von uns allen. Die Zukunftsallianz kann dafür den Boden bereiten."

 

- Gerhard Weißgrab, Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft. 

Die Natur als heiliges Geschenk

"Der Hinduismus lehrt uns, dass jeder Aspekt der Natur ein heiliges Geschenk, ein lebendiger Ausdruck des Göttlichen und die ganze Welt eine Familie ist. Daher ist es unsere Pflicht, als Hüter und Hüterinnen der Erde Maßnahmen zu ergreifen, die nicht nur uns, sondern auch zukünftige Generationen schützen.“

 

- Sunil Narula, Hinduistische Religionsgemeinschaft. 

Autor:
  • Sophie Lauringer
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