„Das Pilgern boomt derzeit extrem“

Spiritueller Trend
Ausgabe Nr. 30
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Bunte Stempel: Leo Führer war schon vor Jahren mit dem Fahrrad von Wien nach Santiago de Compostela unterwegs – und sammelte viele bunte Stempel.
Bunte Stempel: Leo Führer war schon vor Jahren mit dem Fahrrad von Wien nach Santiago de Compostela unterwegs – und sammelte viele bunte Stempel. ©Cornelia Grotte

Immer mehr pilgern zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela. Und das nicht nur rund um den Gedenktag des Heiligen am 25. Juli. Leo Führer, Diözesaner Pilgerbeauftragter der Erzdiözese Wien, über einen erfreulichen Aufwärts-Trend beim Pilgern in einer Zeit, in der rundum vieles weniger wird.

Im 8. Jahrhundert setzte die Wallfahrt zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela ein, Santiago ist einer der großen katholischen Wallfahrtsorte. Die Pilgerinnen und Pilger, darunter so Unverdächtige wie der Schriftsteller Paulo Coelho oder der Komiker Hape Kerkeling, sind von diesem Weg (dem "Camino") beeindruckt. Leo Führer, der Pilgerbeauftragte der Erzdiözese Wien, erläutert gegenüber dem SONNTAG diesen erfreulichen Boom. 

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Wie viele Pilgerpässe wurden heuer schon in der Erzdiözese Wien für den Jakobsweg nach Santiago di Compostela ausgestellt?

Leo Führer: Für Santiago wurden in Wien bis Mitte Juli fast 1.800 Pilgerpässe für Pilgerinnen und Pilger ausgestellt.
 

Pilgern boomt auch 2024

Wird 2024 gar ein Rekordjahr? 

So wie es aussieht, könnte es heuer wieder ein Rekordjahr werden. 2023 hatten wir für das ganze Jahr 2.400 Pilgerpässe ausgegeben. Diese Zahl werden wir jetzt im zweiten Halbjahr mit Sicherheit überschreiten.
 

Auf welchen Routen gelangen die Pilgerinnen und Pilger nach Santiago?  

Die meisten Pilgerpässe, die ich ausstelle, gelten für die Route von Porto in Portugal nach Santiago, entweder den Küstenweg entlang oder über das Landesinnere. Von der Distanz her sind dies ca. 240 Kilometer. Die meisten bewältigen diese Distanz in gut zwei Wochen. Eine ideale Form für Berufstätige, die in der Regel nicht mehr als drei Wochen Urlaub am Stück haben. 
 

Mehrere Wege um zu Pilgern

Welche Fortbewegungsmöglichkeiten gibt es für Pilgerinnen und Pilger? 

Der Klassiker ist noch immer das Zu-Fuß-Gehen, das betrifft die größte Zahl der Pilgerinnen und Pilger. Oder man fährt mit dem Fahrrad, reitet auf Pferd oder Esel, bewegt sich mit dem Rollstuhl oder gar mit einem Segelboot.
 

"Heuer kamen schon an die 240.000 Frauen, Männer und Jugendliche in Santiago an."

Mit Rollstuhl oder Segelboot?  

Beide Formen gibt es noch nicht so lange. Aber allein heuer sind schon an die 190 Seglerinnen und Segler in Santiago angekommen. Man segelt dabei einen Hafen an und hat dann noch circa 50 Kilometer Fußmarsch bis zum Ziel, weil Santiago nicht am Meer liegt.
 

Woher die Pilger kommen

Woher kommen die Pilgerinnen und Pilger, die in Wien um die Ausstellung eines Pilgerpasses bitten?

Die Pilgerinnen und Pilger bestellen die Pässe über unsere Homepage, viele Wienerinnen und Wiener holen dann ihre Pilgerpässe bei uns am Stephansplatz ab. Dabei erfahre ich viel über die jeweilige Motivation, diesen Weg zu gehen.
 

Wie viele Pilgerinnen und Pilger sind heuer schon in Santiago angekommen?  

Laut Homepage des Wallfahrtsortes waren  es bis Mitte Juli schon 240.000 Frauen, Männer und Jugendliche. Aus Österreich kamen an die 1.570 Pilger und Pilgerinnen.
 

Warum das Pilgern boomt

Warum waren die beiden vergangenen Jahre die stärksten Pilgerjahre? Ist dies auf Corona zurückzuführen? 

Ja und nein. Während Corona konnte man fast zwei Jahre lang nicht pilgern, aber dann gingen die Menschen wieder gern. Und der Trend hält an: Es werden von Jahr zu Jahr mehr, die den Jakobsweg gehen. Pilgern boomt derzeit einfach extrem.
 

Welche Pilgerwege gibt es auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien?

Die beiden Jakobswege: Der eine führt von Wolfsthal nach Purkersdorf, der andere, der Weinviertler Jakobsweg, von Drasenhofen nach Krems. Dazu kommen die Klassiker: die Mariazeller Wege – die Via Sacra und der Wiener Wallfahrerweg. Obendrein führen der burgenländische und der ungarische Marienweg durch das Südvikariat nach Mariazell. Wir haben noch den Weinviertler Franziskusweg und den Klemens-Maria-Hofbauer-Weg, der von Tasswitz nach Maria am Gestade in Wien führt.

Autor:
  • Stefan Kronthaler
  • Conny Grotte
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