Aus dem Kloster ausgetreten

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 31
  • Meinung
Autor:
Tanja Vorisek mit Ehemann und Tochter
Tanja Vorisek hat ihren Weg gefunden. Tochter Hadassah ist mittlerweile schon zwei Jahre alt. ©privat

Tanja Vorisek verschenkte all ihre Sachen und gab ihre Wohnung auf. Im Kloster verbrachte sie ihre furchtbarste Zeit. Heute hat sie eine Tochter.

Seit 2019 ist Tanja mit Florian verheiratet. Ihre Tochter Hadassah ist 20 Monate alt.

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Tanja, dein Mann und du, ihr habt euch im Studium kennen gelernt. Es hat aber gedauert, bis ihr ein Paar geworden seid.

Im Studium haben wir nur Skripten ausgetauscht, verliebt haben wir uns erst später, als wir uns im Kloster der Gemeinschaft vom Lamm im 20. Bezirk wieder getroffen haben. Und richtig zusammengekommen sind wir, als ich aus dem Kloster in Frankreich zurückgekommen bin und Florian aus Israel, wo er ein Jahr gelebt hat. 

Du wolltest Ordensfrau werden?

Rückblickend gesehen war es nie wirklich mein Herzenswunsch. Ich dachte eher, ich muss das tun, weil es das ist, was das Heiligere ist. Deshalb habe ich mich dazu entschieden. Ich habe alle meine Sachen verschenkt, meine Wohnung aufgegeben und bin Postulantin bei der Gemeinschaft vom Lamm geworden. In dem Jahr, in dem ich dort war, musste ich innerlich viel loslassen – das war nicht so einfach. Ich sage immer, im Kloster habe ich mein furchtbarstes und fruchtbarstes Jahr verbracht. Zurück in Österreich war mir schnell klar, dass ich mit dem Florian leben möchte. Unsere Geschichte ist also ziemlich kompliziert (lacht).

Tanja Vorisek

Alter: 34
Sonntag bedeutet für mich: Gott und der Familie Zeit schenken.   
Gott ist für mich: der Atem für mein Leben.

Vor fast zwei Jahren kam eure Tochter Hadassah zur Welt. Wie seid ihr auf diesen ungewöhnlichen Namen gekommen? 

Hadassah ist der hebräische Name der Königin Esther. Wir lieben das Buch Esther sehr, in dem es heißt, dass Esther ‚für eine Zeit wie diese‘ Königin geworden ist. Der Gedanke, dass es Sinn hat, warum jemand genau jetzt an einem bestimmten Ort lebt, fasziniert uns sehr. Unserer Tochter wünschen wir ein mutiges Herz wie Esther und dass sie nicht nur auf das eigene schaut. 
Als ich ahnte, dass ich schwanger bin, war mir der Name gleich innerlich präsent – dem Florian habe ich davon aber noch nichts erzählt. Er hat einige Wochen später von sich aus den Namen ‚Hadassah‘ vorgeschlagen. Für uns war das eine Offenbarung des Heiligen Geistes.

Ich sage immer, im Kloster habe ich mein furchtbarstes und fruchtbarstes Jahr verbracht.

Tanja Vorisek 

Wie hat sich dein geistliches Leben verändert, seit du Mutter geworden bist?

Meine Gebetszeiten sind kürzer und seltener geworden, aber nicht weniger intensiv. Ich finde es wunderschön zu sehen, was Gott tun kann, wenn ich ihm zwei Minuten wirklich schenke. Aber auch zusammen mit Hadassah beten wir. Wir hören Worship-Musik und tanzen zusammen. Überhaupt, ein Kind anzuschauen und zu beobachten ist wie eine Kontemplation Gottes. Ein Kind lehrt einem viel darüber, was es heißt, Kind Gottes zu sein.    

Das Judentum spielt für euren Glauben eine wichtige Rolle.

Wir haben beide jüdische Wurzeln und erleben, wie sehr uns das Judentum hilft, den christlichen Glauben und Jesus besser zu verstehen. Am Jüdischen liebe ich sehr, wie sinnlich alle Feste sind, die gefeiert werden. Das Leibliche und Geistliche sind dabei sehr verbunden. Alles, jedes Element beim Feiern, enthüllt dabei etwas von der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. 

Autor:
  • Sandra Lobnig
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