ANIMA - Die Bildungsinitiative für Frauen wird 50

Ermutigung und Bestärkung finden
Ausgabe Nr. 37
  • Leben
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Lebensrealitäten – ANIMA begleitet Frauen in den unterschiedlichsten Lebensaltern. Auch die Themen haben sich verändert und erweitert. ©privat
Gabriele Pohanka leitet seit vielen Jahren die ANIMA-Gruppe in der Pfarre Strasshof. Die Seminare finden dabei im Pfarrsaal statt. Heuer organisiert sie das 69. Seminar. ©privat

ANIMA, die Bildungsinitiative für Frauen der Erwachsenenbildung der Erzdiözese Wien feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Bis heute haben tausende Frauen im Rahmen dieser Bildungsinitiative Seminare zu Persönlichkeit, Gemeinschaft, Gesellschaft sowie Kunst und Kultur besucht.

Zweimal im Jahr für jeweils acht Mittwochvormittage gehört der Pfarrsaal der Pfarre Strasshof an der Nordbahn der ANIMA-Gruppe. Um die 12 Frauen kommen hier zusammen, um sich weiterzubilden, sich in ein Thema zu vertiefen und auch um miteinander Zeit zu verbringen, miteinander Leben zu teilen. Gabriele Pohanka ist die Leiterin und auch die Initiatorin der ANIMA Gruppe. „Ich habe ANIMA noch unter dem ,alten‘ Namen Mütterseminar kennengelernt“, erzählt sie im Gespräch mit dem SONNTAG. „Auch damals schon war das eine Bildungsinitiative für Frauen, die sie in allen Lebensphasen begleitete und die auch zum Ziel hatte, alle Aspekte unseres Lebens, unserer Persönlichkeit anzusprechen“, sagt Gabriele Pohanka.

Als sie 1987 ihre Tochter bekommt, ist sie zuerst „nur“ Teilnehmerin. „1988 habe ich dann selbst eine Gruppe gegründet.“ Animiert habe sie dazu Maria Simlinger, selbst erfahrene und engagierte „Mütterseminar“-Begleiterin. „Sie war für die Gruppe in der Nachbarpfarre zuständig und hat mich davon überzeugt, dass es so ein Angebot auch in meiner Pfarre, in Strasshof an der Nordbahn, geben müsste. Ich habe dann mit unserem Pfarrer gesprochen und ihm davon erzählt. Er war sofort dafür.“  Im Herbst 1988 ist es dann soweit – in Strasshof startet das erste Seminar.

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Wunderbare Gruppendynamik: vom Familienaustausch zur Selbsterfahrung

„Das erste Thema damals hieß ,Familie – keine Nebensache‘“, erzählt Gabriele Pohanka. Die Teilnehmerinnen hatte sie selbst mit Aushang im Schaukasten der Pfarre und mit Mundpropaganda „zusammengesammelt“. „12 Frauen habe ich dafür interessieren können. Wir waren alle ungefähr im gleichen Alter, waren verheiratet, hatten kleine Kinder und haben uns vom ersten Augenblick als Gruppe super verstanden. Ganz schnell hat sich da eine wunderbare Gruppendynamik entwickelt.“ Die Frauen treffen sich, besuchen das Seminar, bilden sich weiter. Jahr für Jahr.
„Bei ANIMA ist es so, dass wir einen Themenkatalog von der Zentrale am Stephansplatz bekommen, aus dem wir aussuchen können. Das ausgewählte Thema melden wir dann an den Stephansplatz und dort werden die Referentinnen und Referenten kontaktiert und gebucht“.

In Gabriele Pohankas Gruppe ging es dabei zuerst um Familienthemen, dann sehr oft um Selbsterfahrung. Für das heurige Seminar wird in den Bereich Kunst und Kultur, konkret mit dem Thema „Musik, die mir gut tut“, hineingeschnuppert. „Das ist bereits das 69. Seminar, das ich organisiere“, sagt Gabriele Pohanka. „Und ich werde nicht müde, es zu tun. Die inhaltlichen Impulse, das große Wissen, das da an uns weitergegeben wird, stärkt und bestärkt uns Frauen in unserem Sein, in unserer Persönlichkeit.“ Das sei wichtig und unbezahlbar für den eigenen Lebensweg. „Und das alles passiert in einer sehr feinen, angenehmen, anregenden Atmosphäre. Das Klima ist wirklich so: öffne dich, erzähl von dir und erlebe, dass du angenommen wirst. Alles, was hier gesagt wird, bleibt auch hier. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz und ich habe es in all den Jahren nie erlebt, dass das nicht eingehalten wurde. Ich sage immer: In diesen Gruppen weht der ANIMA Geist.“

Kinderbetreuung inklusive

Dass es zum Grundkonzept von ANIMA außerdem dazugehört, dass neben den Inhalten auch noch gleichzeitig eine kostenlose Kinderbetreuung angeboten wird, sei ein zusätzlicher Pluspunkt. „Das war, vor allem als ich angefangen habe, enorm wichtig. Kindergartenplätze gab es ja erst ab drei Jahren. Und eines muss man ganz klar sagen: Hätten wir unsere Kinder nicht so nahe so gut betreut gewusst, hätten wir das Seminar nicht machen können.“

Auch heute noch werde diese zeitgleiche Kinderbetreuung von vielen Teilnehmerinnen sehr geschätzt und die Teilnahme auch erst dadurch ermöglicht. „Bewährtes muss man ja nicht unbedingt verändern“, sagt Gabriele Pohanka mit einem Augenzwinkern. Manches an den Seminaren habe sich aber in den vergangenen Jahrzehnten sehr wohl verändert, ja verändern müssen – „schon allein deshalb, weil sich die Lebensrealität von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat und das auch noch laufend tut.“ So haben sich etwa die Themen der Seminare enorm erweitert. „ANIMA war ja mit dem Angebot immer am Puls der Zeit. Es ist deshalb auch ganz logisch, dass in den letzten Jahren etwa auch Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen in den Seminarkatalog aufgenommen wurden“, sagt Gabriele Pohanka. Und auch was den zeitlichen Ablauf betrifft, hat es einige Anpassungen gegeben. „In meinem Anfangsseminar gab es eine Mama, die hatte ihre Kinder überhaupt nicht im Kindergarten. Das wäre heute undenkbar“, so Gabriele Pohanka. „Heute ist es eher so, dass Frauen, vor allem junge Frauen, sich für ein achtteiliges Seminar einmal in der Woche vormittags gar keine Zeit mehr nehmen können. Deshalb gibt es jetzt auch Seminare am Nachmittag oder am Abend, manchmal auch geblockt am Wochenende.“

Den Draht zu „den Jungen“ finden

Und wo sieht Gabriele Pohanka die Herausforderungen? „Es wird spannend sein, wie wir den Draht zu den Jungen finden können. Ich hoffe von Herzen, dass das klappen wird. Und ich wünsche mir, dass dieser Geist von ANIMA, dieser Geist der Wertschätzung und des Respekts füreinander weiter besteht und noch in viele Gruppen hineingetragen wird.“

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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