25 Jahre Frieden in Nordirland

Ein langer und blutiger Weg
Ausgabe Nr. 14
  • History
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Trauerzug
Blutiger Sonntag, 30. Jänner 1972: 13 unbewaffnete Zivilisten werden bei einer Demonstration in Derry von britischen Fallschirmjägern erschossen. Drei Tage später begleitet eine stille, traurige Menschenmenge bei strömendem Regen den Trauerzug von der St. Mary’s Church zum Friedhof. ©PA Images / Alamy Stock Foto
Donal McKeown
Donal McKeown, Bischof von Derry: "Die Heilige Schrift ist voll der Hoffnung: Hinter jedem Kalvarienberg steckt ein leeres Grab." ©PA Images/Alamy Stock Photo

Es war ein langer und blutiger Weg bis zu jenem Karfreitag vor 25 Jahren. Endlich Frieden in Nordirland. Acht Konfliktparteien einigten sich am 10. April 1998 im sogenannten Karfreitagsabkommen auf einen historischen Kompromiss. Donal McKeown, Bischof der Diözese Derry, erinnert sich an die dunkle Vergangenheit Nordirlands und zeigt sich gleichzeitig hoffnungsvoll für die Zukunft trotz aller Schwierigkeiten.

Als der Nordirland-Konflikt – The Troubles – begann, waren Sie Priesterseminarist in Belfast. Wie haben Sie die Situation damals wahrgenommen?

Es war zuerst in Belfast eine Bewegung für Bürgerrechte. Zum Beispiel bei den örtlichen Wahlen durften nur diejenigen, die ein Haus besaßen, abstimmen. Wer mehr als ein Haus besaß, konnte mehrmals abstimmen. Diejenigen, die Miete bezahlten, durften bei den Kommunalwahlen nicht wählen. Ich war auch bei verschiedenen Protestmärschen dabei. Aber nach den negativen Reaktionen auf der Seite des nordirischen Staates ist alles langsam viel dunkler geworden. Wir haben gedacht, das alles dauert drei Monate, nicht länger. Es hat 30 Jahre gedauert, weil der unionistische Staat vom Anfang an behauptet hat, alle Protestierenden seien eigentlich Terroristen.

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Nach Ihrem Auslandsjahr in Deutschland waren Sie von 1971 bis 1973 Irland-Korrespondent der deutschen Katholischen Nachrichtenagentur.

Ich habe versucht, für die deutschen Leser verständlich zu machen, wie das Leben für uns war und was da rauskommen könnte. Das war nicht einfach, weil ich selbst nicht verstanden habe, was in diesen Jahren los war. Niemand hat wirklich verstanden, wohin wir auf dem Weg waren.

Konnten Sie diesen ersten Höhepunkt des Konflikts, den Bloody Sunday vom 30. Jänner 1972, überhaupt erklären?

1972 war das schlimmste Jahr dieser insgesamt dreißig Jahre des Konflikts. Wir hatten fast 500 Tote, fast 5.000 Verletzte bei einer Bevölkerung von anderthalb Millionen. Aber die Erschießung der unbewaffneten Zivilisten hier in Derry an diesem Tag durch britische Soldaten hat für mich sehr klar gemacht: Das ist kein kleiner, religiös begründeter Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten, sondern ein jahrhundertelanges Problem zwischen Großbritannien und Irland, zwischen denjenigen, die meinen, wir seien Iren, und denjenigen, die sich für Briten halten.

Bischof McKeown und seine Erinnerungen an Bloody Sunday in Derry

Wie ist es zum Durchbruch der Friedensverhandlungen gekommen?

John Hume (Anmerkung: Mitbegründer und Vorsitzender der Social Democratic and Labour Party, die sich für eine gewaltlose Wiedervereinigung Irlands einsetzt) hat verstanden, nur mit mehr Druck von außen könnte etwas geschehen, durch Druck von Europa, durch Druck vonseiten der Amerikaner, damit auf der einen Seite die IRA und auf der anderen Seite die britische Regierung zum Verhandlungstisch kommt. Hume hat immer wieder gesagt: „Langsam schaffen wir den Frieden.“ Das Abkommen vom April 1998 ist ein internationaler Vertrag zwischen der irischen Regierung und der Westminster-Regierung. Man hat versucht, diese verschiedenen Identitäten – irisch und britisch – irgendwie ins Gleichgewicht zu bringen mit der Hoffnung, dass man auf dem Fundament eine bessere Zukunft bauen könnte.

Wie sehen Sie die Entwicklung seither?

Wir haben seit 25 Jahren einen relativen Frieden, der Wohlstand ist gewachsen, auch wenn viele Priester mir sagen, dass die Lage für viele Leute eigentlich im Frieden schlimmer geworden ist – durch Drogensucht, Alkohol, Suizid, Gewalt innerhalb von Familien.

Als Kirche haben wir eine prophetische Rolle, mehr in die Zukunft zu schauen: Wie können wir ein besseres Irland schaffen? Wie können wir nicht nur sagen, Irland muss wiedervereinigt werden, sondern was wird ein gutes Irland sein? Besonders für diejenigen, die heute arm sind oder ihren Platz in der Gesellschaft nicht finden.

Im Herzen des Glaubens liegt diese Überzeugung, dass Gott immer eine gute, positive Zukunft für uns plant, auch wenn wir nicht wissen, wohin die Kirche geht. Auch in den schlimmsten Zeiten ist Gott sehr aktiv. Die Heilige Schrift ist voll der Hoffnung: Hinter jedem Kalvarienberg steckt ein leeres Grab. Denken wir nur an die Emmausgeschichte am Ende des Lukasevangeliums. Die Geschichte neu zu lesen, um darin Hoffnung und Sinn zu finden, ist schon wichtig. Ich bin hoffnungsvoll: Wir haben in Derry relativ viele junge Menschen, die an Jesus Christus glauben und eine bessere Gesellschaft schaffen wollen.  

Autor:
  • Porträtfoto von Markus Langer
    Markus A. Langer

Bischof McKeown über seine Kindheit und Jugend in Nordirland

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Bischof McKeown über die Friedensarbeit in Nordirland

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Bischof McKeown über die soziale Situation in Nordirland

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